SCHLOSS DES MARKGRAFEN VON CLAVESANA

Der Palazzo dei Marchesi Clavesana befindet sich im Zentrum des alten Dorfes und beherrscht Rezzo und das Tal. Sein Bau wurde Ende des 16. Jahrhunderts nach der Zerstörung der ersten Befestigungsanlage, deren Ruinen im oberen Teil des Dorfes erhalten geblieben sind, durch die savoyischen Truppen abgeschlossen. Die Restaurierung der Burg war das Werk von Gaspare De Auria Clavesana, der sich lange Zeit im Lehensgut aufhielt. Der Palast hat einen viereckigen, aus Stein gebauten Grundriss. Nach volkstümlicher Meinung zeigt ein in der Höhe des Platzes eingemeißelter Steinrahmen den Mittelpunkt des Gebäudes an und trennt den oberen Teil, der für Wohnen und Repräsentation bestimmt ist, von dem darunter liegenden Teil mit den Gefängnissen und Diensträumen. An den vier Ecken sieht man die Wachhäuschen, die wahrscheinlich in einer Zeit der Unsicherheit, der Intrigen und der Unzufriedenheit des Volkes errichtet wurden, die durch die autoritäre Verwaltung des Lehenswesens, das um die Adelsfamilie herum herrschte, begünstigt wurde. Es ist kein Zufall, dass das gesamte Gebäude von einem Wassergraben umgeben war, zu dem man über eine Zugbrücke gelangte, von der nur noch die Löcher übrig geblieben sind, in denen sich die Hebevorrichtungen befanden. Die Zugbrücke wurde später durch einen bequemeren gemauerten Steg und eine runde Steintreppe ersetzt. Die große rustikale, zinkverkleidete Tür ist von einem imposanten steinernen Eingang umgeben, der wahrscheinlich das Werk der Steinmetze von Cenova ist: über ihr ist das Motto "NEC SILENTIO TRANSEUNDA" eingraviert, welches die Besucher warnt, indem es sie einlädt, ihre Anwesenheit anzukündigen. Die Besucher werden im Atrium willkommen geheißen, dessen szenographischer Aspekt der Schiefersäule anvertraut wird, die von der Säule am Anfang der Balustrade der Treppe, die zum Obergeschoss führt, angehoben wird. Über den Seitentüren schmücken zwei ovale Fresken die Wände, sie stellen zwei Vorfahren des Hauses Clavesana dar: Aleramo und Adelasia, die beiden unglücklichen Liebenden, sie Tochter von Otto (1. Kaiser von Deutschland) und er Knappe des Vaters, der sich hoffnungslos verliebte und nach Alassio floh. Die Tür auf der rechten Seite führt in den kleinen Empfangsraum, in dem die Markgrafen bei ihrer Ankunft Gäste empfingen.

Hier befindet sich in einer Lünette ein Fresko von Genua, wie es um 1500 gewesen sein soll. Der Adelssaal, der für die Herren sowohl als Wohnung als auch als Repräsentation gedacht war, ist in verschiedene Räume unterteilt: Der größte ist ein einst mit Fresken bemalter Saal, in dem Bankette, Konzerte und Tänze stattfanden und der später von der örtlichen Gemeinde als "Parlament" genutzt wurde. Ein kleinerer Salon diente als Arbeitszimmer und Gästeempfang. Eine private Kapelle ist durch ein großes Geländer geschlossen und beherbergt noch immer heilige Bücher aus dem 13. Jahrhundert. Von großem Interesse ist der Raum, in dem sich San Leonardo di Porto Maurizio aufhielt, der im Juni 1709 in pastoraler Mission nach Rezzo kam. Das Bett, in dem der Heilige ruhte, ist noch in diesem Raum erhalten. In jedem Zimmer sind noch der Originalfußboden und die großen Steinkamine erhalten. Über dem Hauptgeschoss befanden sich die Dienstbotenräume, die über eine Diensttreppe alle Stockwerke erreichen konnte. Im Erdgeschoss befindet sich eine große Küche mit alten Herden, Öfen und Spülbecken. Darunter befanden sich die großen Lagerräume, in denen Getreide und Weinzisternen aufbewahrt wurden, und es gab auch einen Brunnen für Wasser. Der Volksglaube besagt, dass man durch eine verborgene, aber immer noch sichtbare Tür einen Geheimgang betrat, der dem Marquis bei Volksaufständen die Flucht ermöglichte. In den Fundamenten befinden sich Gefängnisse, in denen auf einer geschwärzten Wand noch Graffiti zu sehen sind, die von einem unglücklichen Gefangenen hinterlassen wurden. Von den Gefängnissen führt ein schmaler Gang zur Rückseite des Gebäudes, wo die Hinrichtungen stattfanden. Sichtbar das Eisen, an dem die verurteilten Feinde gehängt wurden und der Balkon, der es dem Herrn erlaubte, "in der ersten Reihe" bei der Hinrichtung zu assistieren.